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“Warum aus falscher Scham lieber irren statt lernen?” - Horaz

Zuallererst möchte ich heute eine Beobachtung mit euch teilen: Meine Suche nach dem “Zitat des Tages“ zum Thema Scham gepaart mit dem Bedürfnis über meinen persönlichen Eindruck zu sprechen, dass uns Scham oft gefangen hält in alten Gewohnheiten, gestalte sich zunächst recht erkenntnisreich. Mir sind nämlich fast nur Zitate und Sprüche über den Weg gelaufen, die die Scham hochpriesen oder sie nur mit Frauen in Verbindung brachten... Was soll ich dazu sagen? Passt wohl zu meinem heutigen Text über “Scham-Gefangenschaft” 😉


Lt. Oxford Dictionary beschreibt Scham eine “durch das Bewusstsein, (besonders in moralischer Hinsicht) versagt zu haben, durch das Gefühl, sich eine Blöße gegeben zu haben, ausgelöste quälende Empfindung”. Unser Bewusstsein löst also eine uns zumeist recht unangenehme Empfindung in uns aus… provoziert durch ein Gefühl, ”sich eine Blöße gegeben zu haben”. Was bedeutet nun das wiederum? Sinngemäß: Schwäche zeigen, in Anwesenheit anderer Fehler machen.


Was allerdings ein Fehler ist, was wir als falsch erachten - daher auch der Verweis auf Moral in o.g. Definition - und was uns daher offensichtlich peinlich/ unangenehm sein muss, das entscheiden einzig und allein wir selbst. Also… fast. Was meine ich damit? Wir werden nunmal auf einen bestimmten Platz geboren, mit bestimmten Eltern, in eine bestimmte Gesellschaft. Und Gesellschaften haben nun mal ihre Regeln um zu funktionieren, welche von den Menschen, die in ihnen leben - manchmal mehr, manchmal weniger - angenommen und gelebt werden. Grundsätzlich: Nur weil etwas in einer Gesellschaft als falsch/ unangebracht etc. gilt (und damit meine ich nicht solche systemimmanenten Grundprinzipien wie “nicht zu töten”, ”keine Gewalt auszuüben”), bedeutet das nicht, dass es sich hier um universelle Gesetze handelt, sondern, dass es gilt, sie in unserem Sinne zu hinterfragen.


Ich denke hier ausnahmsweise (😏) an solche Banalitäten wie “im Supermarkt, am Arbeitsplatz oder auf einem Seminar zu tanzen bzw. sich zu Musik zu bewegen”. Falsch singen beim Karaoke wäre auch ein guter Anfang (wobei ich das - zumindest in Bars - bis dato ausgelassen habe 🙂). Also mir bringt das zumindest unfassbare Freude, da ich dabei mein inneres Kind wieder lachen spüre.


War uns als Kind (so bis wir ca. 6 Jahre alt waren) etwas peinlich? Sind wir vor Scham oft fast umgefallen? Haben wir wirklich 10x überlegt bevor wir etwas Neues ausprobiert haben? Haben wir uns lange gefragt: ”Was sollen nur die anderen über uns denken?” in Momenten des Lachens, der freien Bewegung, des Kind-Seins? Also ich erinnere mich nicht daran… und auch wenn ich Kinder heute beobachte, nehme ich das nicht wahr.


Irgendwann aber macht es “Klick”, ein Schalter in uns legt sich um, und Glaubenssätze des Nicht-Dürfens, Müssens, Sollens machen sich in unserem Leben breit. Wir wollen um scheinbar fast jeden Preis dazugehören, dazu passen, nicht unangenehm auffallen, nicht anders sein als die anderen bzw. die Masse.


Dazu passend sowie zu meiner “Tanz doch mal”-Aufforderung weiter oben: Während meiner NLP-Ausbildung wurden wir (= alle Teilnehmer:innen und ich) wiederholt aufgefordert, zu Musik zu hüpfen, tanzen etc.

Gefallen hat das den wenigsten zu Beginn 😅 - auch ich spürte alle möglichen inneren Widerstände in mir hochkommen, wehrte mich glaube ich bis Tag 3 von 10 und machte bockig nicht mit. Oh welch’ Spaß, welch’ innere Freude und auch welch’ Entgiftung (Springen hilft, Giftstoffe aus dem Körper zu befördern) mir so entgangen ist… - das wusste ich natürlich alles erst als ich mich darauf eingelassen hatte, als ich beschloss, aus meinen Mustern auszubrechen und nicht auf die innere Schamesstimme zu hören, die immerzu sagte: Das sieht doof aus. Du machst dich zum Idioten. Du machst dich lächerlich. Lauter Schafe die anderen - sei kein Mitläufer, etc.

➡️ Aus falscher Scham geirrt statt gelernt!


Zu dem Zitat von oben bzw. zu “aus falscher Scham irren” fällt mir noch etwas ein: Wann sprechen wir denn von “falscher Scham”? Hat eigentlich auch schon eine Bewertung in sich… denn auch hier braucht es jemanden, der entscheidet, wann können eine Scham falsch & wann richtig ist... Ich schweife ab 😂 - weiter im Text. Ich denke an “falsche Scham“, wenn man innerlich weiß, man hat einen Fehler begangen, ist sich Schuld bewusst und begibt sich dennoch nicht auf den Weg der Heilung, der Wiederverbindung - und zwar aus Schamgefühl, aus Angst, Schwäche zu zeigen, Fehler zuzugeben… Also anstatt zu lernen, Größe zu zeigen, sich wieder näher zu kommen, zu verbinden, bleibt man lieber getrennt - again: “Lieber aus falscher Scham irren als zu lernen.”


Kennst du das auch in deinem Leben? Eine “falsche” Scham (= eine die dir Lebensfreude raubt), die sich in großen oder kleinen Lebensmomenten immer wieder zu dir gesellt? Wie wäre es, wenn du einmal einen anderen Weg wählst, dich einmal nicht Gedanken von Scham, sollte, müsste, “was sollen die anderen denken?” etc. hingibst, sondern einfach mal deiner inneren Kindesstimme, deinem Kinderlachen folgst?


Lass’ mich dir noch einen meiner Glaubenssätze auf den Weg mitgeben: Zumeist findet dein Außen nur das beschämend, was du selbst so empfindest. Stehst du zu dir selbst, zu deinen Empfindungen, deinen Fehlern, deinen Kanten sowie deinen kindlichen Bedürfnissen, wird es den Menschen da draußen reichlich schwer fallen, etwas an dir auszusetzen. Natürlich gibt es immer ein paar Ausreißer und manchen mag auch ein spezifisches Verhalten von dir missfallen, doch Leben aus dem Innen heraus ist definitiv weniger leicht angreifbar als ein angepasstes 😉

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