top of page

„Ein kluger Mensch macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance.“

- (Abwandlung eines Zitats von Winston Churchill) -


Erst kürzlich haben wir in der Firma, für die ich arbeite, wieder über das Thema „Fehlerkultur“ gesprochen. Gemeint ist damit, dass Fehler begangen werden dürfen, ohne dass Scham entstehen muss bzw. das Fehler „erlaubt“ sind, solange daraus gelernt wird.

Also Fehler + Lernerfahrung & Adaption = 👍🏻


Soweit so fein, jedoch sagt sich das mit dem Fehler zulassen für viele etwas leichter als es getan ist 😉. An dieser Stelle möchte ich gerne die folgenden drei Fälle unterscheiden:

  1. Eigene Fehler zulassen

  2. Andere Fehler akzeptieren und tolerieren

  3. Andere Fehler machen lassen


Ad 1️⃣: Wenn wir etwas falsch machen, gesellt sich bei vielen recht schnell ein kleines Teufelchen auf die Schulter bzw. meldet sich eine kleine und doch recht laute Stimme im Kopf, die so Dinge sagt wie: „Du VersagerIn.“, “Du kannst auch gar nichts.“, „Eh klar, dass du das nicht schaffst.“, etc. Und wenn wir genau hinhören, kennen wir die Stimme vielleicht auch von irgendwo.. vielleicht ist es die Stimme unserer Eltern, Lehrer, … oder ist es tatsächlich die eigene?

Und in hindsight sind wird dann fast immer schlauer und erkennen, dass wir durch den Fehler, den wir begangen haben, eine wertvolle Lernerfahrung gewonnen haben. Bspw. bringt uns ungesunde Ernährung in einen unangenehmen körperlichen Zustand, zu viel Arbeit ohne Entspannung an den Erschöpfungszenit, böse Worte zu / schlechter Umgang mit einem lieben Menschen im Schlimmstfall Trennung und Einsamkeit. Lernen wir, welche Konsequenzen unser Handeln hat und passen wir es deshalb entsprechend an, haben wir viel gewinnen können und sind durch „Untaten“ ein kleines Stück weiser und reifer geworden; lernen wir nicht aus ihnen und bleibt alles beim Alten, haben uns unsere Erfahrungen in dem Fall nichts als Schmerz beschert…

Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist ein Fehler, welcher in einer Lernerfahrung resultiert also durchaus wertvoll für unseren persönlichen Entwicklungsprozess. 💡


🧐 Wenn wir uns also darauf einigen können, stellt sich die Frage, warum wir uns trotz dieser Einsicht oft schwer tun, die Fehltritte anderer zu tolerieren...


Ad 2️⃣: Macht unser Gegenüber etwas falsch, kommt es natürlich einerseits darauf an, wie nah wir der Person sind, und anderseits auf die Schwere des Fehlers, gemessen an seinen Konsequenzen bzw. unsere Interpretation davon.

Finde ich auf einer Powerpoint-Folie einen Schreibfehler bei einem Kollegen, fällt es mir durchaus leicht, ihn vor einem Termin freundlich darauf hinzuweisen. Sitzen wir bereits in einem Termin vor Kunde und ich bemerke den Faux-Pas, fällt es mir schon etwas schwerer, locker damit umzugehen, da es (Achtung: wichtig!) mir unangenehm ist, dem Kunden eine nicht 100% saubere Präsentation zu liefern. In dem Fall geht es mir also nicht mehr um die Präsentation selbst, sondern um mein Ego, und meine unterschwellige Angst vor einer Zurückweisung des Kunden, sollte er den Fehler bemerken.

Ein weiteres Beispiel: Versetzt eine Freundin von mir mich oder sie meldet sich nicht, obwohl wir eine feste Abmachung hatten, kann ich der Situation entweder mit vollstem Verständnis begegnen und davon ausgehen, dass etwas Dringendes dazwischen gekommen ist bzw. sie keine böse Absicht verfolgt(e) oder aber ich lasse meinen inneren verletzten Stimmen freien Lauf: „Ich bin ihr wohl nicht wichtig genug.“, „Sie hat auf mich vergessen.“, „Alle anderen sind ihr wichtiger als ich.“ etc. und begegne ihr entsprechend…


Ad 3️⃣: Und zu guter Letzt dürfen wir noch lernen, andere (ihre eigenen) Fehler machen zu lassen. Klingt irgendwie counter-intuitive, oder? Ich erkläre den Fall am liebsten am Beispiel “Eltern & Kinder“: Ihr kennt das sicher noch, dass eure Eltern euch oft gesagt haben: Tu dies nicht, tu das nicht, bspw.: „Iss den rohen Teig nicht, (denn sonst bekommst du womöglich Bauchschmerzen).“, „Greif nicht auf die heiße Herdplatte, (denn sonst verbrennst du dich.“, „Bleib diesem Jungen/Mädchen fern, (sonst wirst du womöglich verletzt).“ - dazu gibt es schier unendlich viele Beispiele…

Und auch wenn ich mit KlientInnen arbeite, habe ich selbst eine Stimme in mir, die sie - wie die Eltern ihre Kinder - am liebsten beschützen möchte, vor Fauxpas, vor drohendem Unglück, das sie sich durch ihre Verhaltensweisen generieren usw. Doch so, wie das auch Eltern tun, musste auch ich lernen, dass ich durch dieses offensichtliche „Beschützen“ meinen KlientInnen (ebenso übrigens auch meinen MitarbeiterInnen) ihre wichtigen Lernerfahrungen nehme... - und das möchte ich tatsächlich nicht!!


🌱 Wir wachsen an unseren Erfahrungen, vor allem an jenen, die uns weniger gut in Erinnerung bleiben. Nimmt uns jemand diese Erfahrungen - weil dieser Jemand uns schützen möchte - oder nehmen wir sie jemand anderem, nehmen wir diesen Menschen ihre Lernschritte und behindern damit ihr Entwicklungspotenzial.


💡Was wir jedoch sehr wohl machen können, ist Menschen in ihrer Entwicklung zu begleiten: So next time if you want to help, maybe think about how to enable instead of doing the work for the other person 😉

Comments


bottom of page