Oft benötigen wir nur etwas Abstand, um unsere innere Ruhe zu finden
- Julia Binder
- 3. Apr. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Gelassenheit ist die Kunst, in der gegenwärtigen Situation schon den Abstand zu gewinnen, den sonst erst die Zeit schafft.
- Hans- Joachim Eckstein -
Abstand… räumlich, zeitlich.
Abstand… Distanz.
Befinden wir uns in Konflikt mit einem Menschen oder einer Situation hilft es uns oft bzw. ist es sogar oft notwendig, dass wir ein wenig Abstand gewinnen.
Im NLP bzw. in der Psychologie gibt es dazu das Konzept der Assoziation und Dissoziation. Assoziiert sind wir im vollen Gefühl, erleben alles komplett, voll involviert aus unseren Augen, ohne jeglichen Abstand. Dissoziiert können wir eine Situation von außen betrachten, aus Sicht eines unbeteiligten neutralen Beobachters. Durch eine solche Perspektive sind wir in der Lage, uns von unserem eigenen Weltbild, unserer (eingeschränkten) Sicht der Welt zu verabschieden und eine Situation neutral zu sehen. In einem weiteren Schritt können wir uns sogar in die Lage und Sichtweise anderer Personen versetzen und stärken damit unsere Empathiefähigkeit für ein besseres Miteinander. In Summe dienen all diese Schritte dazu, in einer gegenwärtigen Situation Abstand zu schaffen, wo zuvor keiner war. So sind wir in der Lage, mehr zu sehen und durch Einbeziehen unterschiedlicher (sowie neutraler) Standpunkte gelassener mit schwierigen Situationen umzugehen.
Doch nicht nur in Konfliktsituationen, sondern in jeglichen schwer verdaulichen Lebenssituationen dient uns ein gewisser Abstand für unser Wohlbefinden.
Spontan fallen mir dazu 2-3 Situationen ein:
Arbeit unter Stress/Druck
Partnerschaftliche Trennungen
Krank-sein
Im Berufsleben kann ich ein Liedchen von stressigen Situationen singen, wohlgemerkt, dass hier der Stress oft (selbst) kreiert ist. Standardbeispiel in der Unternehmensberatung: Kunde ruft um ca. 17:30 an mit dem Auftrag, dass eine Unterlage für eine Vorstandsrunde bis am nächsten Tag um 08:00 erstellt werden “muss”. Das passiert übrigens auch gerne mal 30min vor einem Termin 😅
Wie groß meine Freude über solche Kurzfristaktionen ist, könnt ihr euch wohl lebhaft vorstellen… und dennoch - auch wenn ich mich daran auch nach Jahren immer und immer wieder aktiv erinnern darf -, selbst wenn ich einen Zeitslot von nur 30min für einen Task habe, dient es mir IMMER, mich kurz zu sammeln, Abstand zu nehmen (vor allem von der gestressten Stimmung meiner Kunden, um sie nicht zu übernehmen) und nach einem kurzen Durchatmen und/oder Spaziergang mit klarem Kopf an die Aufgabe heranzugehen.
Trennungen in der Partnerschaft: Hier war ich in der Vergangenheit definitiv nicht immer in der Lage, mir den nötigen Abstand zu gönnen, der mir geholfen hätte, gut mit Trennungen umzugehen. Manchmal verfolgte ich - zu meinem eigenen Unglück- sogar eine absolut gegensätzliche Strategie und suchte viel Nähe, was ein gesundes Abschließen täglich erschwerte… und erst mit der Zeit bzw. auch längerer räumlicher Distanz war es mir
möglich, mich emotional von einem zu dem Zeitpunkt nicht mehr existenten Bild der Liebe zu verabschieden. Hätte ich damals schon die Fähigkeit gehabt, mich zu dissoziieren und die Situation aus einer neutralen Perspektive zu betrachten (sowie auch durch eine Trennung entstehende neue Möglichkeiten zu sehen), wäre mir vermutlich viel Schmerz erspart geblieben. The more you learn.. 😉
Und zu guter Letzt “Krank-sein”: Ich komme gerade frisch von einer Woche Covid-Erkrankung - zum Glück mit weniger heftigen Symptomen und rascher Erholung. Nachdem ich ursprünglich geplant hatte, meine Woche anstatt krank im Bett mit Urlaub von der Arbeit, Meditationskurs, Praktikum, Lesen und viel Entspannung verbringen wollte, war meine initiale Reaktion auf “Covid-positiv” alles andere als positiv 🤪. Tag 1 verlief eher deprimiert, selbstbemitleidend, unglücklich. Und irgendwie brauchte ich das auch für mich, um dann wieder Abstand davon zu nehmen. Solange ich in allerdings in meinem Negativ-State-of-Mind war, sah ich kein Ende, keine Besserung, nothing positive ahead. An der Stelle rief ich mir zum Glück in Erinnerung, dass ich, wann immer ich in der Vergangenheit an mir widerstrebenden Umständen hängen blieb, genau diese Umstände gefühlte Ewigkeiten bestehen blieben. Und immer, wenn ich beschloss, loszulassen und dann Abstand von meinen negativen Gedanken und Gefühlen nahm, ergaben sich urplötzlich neue Möglichkeiten und alle Probleme lösten sich scheinbar von ganz alleine in Wohlgefallen auf. Und somit ging ich ebenso mit meiner Covid-Erkrankung um… und sobald ich sie los ließ, mich meiner körperlichen und mentalen Erholung hingab, fühlte ich mich gleich viel viel besser.
Wenn es also eins gibt, das all meine Beispiele gemein haben, und das ich euch heute auf euren Weg mitgeben möchte, ist es folgendes:
Wann immer ihr euch gestresst, überfordert, gefüllt mit negativen Emotionen fühlt, so als gäbe es keinen Ausweg, denkt daran, Abstand zu nehmen - innerlich und/oder äußerlich. Gönnt euch selbst etwas Ruhe, etwas Wohlwollen, eine neue Perspektive. 🦅
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